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symposion
„unsichtbar”

vortragende und vorträge



tim ahrens

ist architekt und schriftgestalter und wohnt in london, wo er sein eigenes schrifthaus, just another foundry, betreibt. seine ersten erfahrungen im schriftdesign sammelte er mit der im jahr 2000 von linotype veröffentlichten aroma. heute entwirft er druckschriften und webfont-systeme wie den für fontshop entwickelten fontfonter und arbeitet als freier mitarbeiter bei typekit. für effizientes arbeiten in fontlab entwickelt er plugins wie die font remix tools. über seine forschung auf dem gebiet der schriften referiert er auf konferenzen wie atypi oder typo berlin, bei mark batty publisher ist 2009 sein buch über optische größen erschienen, das auf seiner masterarbeit im fach typeface design an der universität reading basiert.

abstract
eine frage des maßstabs: fonts in optischer größe heute können wir schriften jeder größe einsetzen. nicht selten produziert eine andere skalierung jedoch unerwünschte nebeneffekte. wie lauten die »gesetze des maßstabs«, und wie können wir buchstaben optimal an die jeweilig erforderliche größe anpassen?

 

ann bessemans

studierte grafikdesign am phl university college (provinciale hogeschool limburg). mit ihrem abschlussprojekt gewann sie einen nationapreis.
sie unterrichtet typografie und grafikdesign am phl und arbeitet derzeit an ihrer dissertation an der universität leiden und hasselt, dabei ist prof. gerard unger ihr hauptbetreuer und prof. dr. bert willems ihr nebenbetreuer. mikrosoft usa (cleartype & advanced reading technologies) unterstützt mit einem stipendium ihre forschungen, damit sie unter anderem auch schriften für kinder mit visuellen behinderungen entwickeln kann. ann bessemans arbeitet seit 2008 als grafikdesignerin für vlees & beton/voids & borders vor allem im bereich buchdesign.

abstract
in ihrer dissertation an der universität leyden hat ann bessemans in einem ersten versuch die kluft zwischen schriftgestalterinnen und kognitionswissenschafterinnen zu verringern gesucht. als resultat sollte ein font entstehen, der die leseprobleme von kindern mit sehschwächen verringern hilft. es ist erwiesen, dass der lesevorgang von kindern mit sehproblemen durch eine verminderung des visuellen inputs eingeschränkt und gestört wird. dadurch wird nicht nur der leseprozess selbst gestört sondern auch der lese-lernprozess. das wiederum kann zu kognitiven defiziten führen, die einen sonderschulbesuch notwendig erscheinen lassen.
die in ann bessemans projekt entwickelten lettern beziehen sich sowohl auf die wissenschaftlichen als auch schriftdesign-handwerklichen erkenntnisse ihrer lesbarkeitsstudien. die in ihrem projekt untersuchten kinder mit sehbehinderungen haben keine kognitiven defizite, sodass ausschließlich die auswirkungen unterschiedlicher buchstabenqualitäten untersucht werden können – uneingeschränkt von möglichen kognitiven behinderungen des lesevorgangs. die kinder werden während ihrer leseerwerbsphase zwischen fünf und zehn jahren untersucht.
wissenschaftlichkeit hilft beim verständnis eines typedesignprozesses. die untersuchungsergebnisse und die daten über den einfluss getesteter fonts auf das leseverhalten von sehbehinderten kindern werden dazu verwendet einen neuen font zu designen. dermaßen kann einen wissenschaftliche herangehensweise das design beeinflussen und verbessern.

 

friedrich forssman

1965 in nürnberg geboren. ab 1985 studiert er graphik-design an der fh in darmstadt und wechselt nach mainz, wo er bei hans peter willberg das diplom macht. er erhält das gutenberg-stipendium in mainz und beginnt eine enge zusammenarbeit mit der arno schmidt stiftung. so setzt er unter anderem das spätwerk schmidts typographisch um und gestaltet 2006 die ausstellung »arno schmidt? – allerdings!« im deutschen literaturarchiv marbach, die er auch mitkuratiert.
er erhält bis 2008 27 prämierungen der stiftung buchkunst und zwei prämierungen in »schönste bücher aus aller welt«; zwei von ihm gestaltete bücher werden für den designpreis der bundesrepublik deutschland nominiert.
friedrich forssman gibt sein wissen auch in seminaren, vorträgen und vorlesungen als gastdozent an verschiedenen hochschulen weiter; im wintersemester 2008/2009 wird ihm eine gastprofessur im fach »prozesse und methoden im produktdesign« übertragen.
er ist seit 1986 mit der designerin cornelia feyll verheiratet, mit der er seit 2007 buchreihen für den reclam verlag gestalterisch betreut; die beiden haben zwei töchter und eine enkelin.

abstract
»lesbarkeit« hat für meine typographische arbeit zwei ebenen: die auf der hand liegende, deshalb aber noch lange nicht triviale, ist die physiologische: man muß einen text lesen können, damit er lesbar ist. hinzu kommt die höhere ebene der lesbarkeit als erkennbarkeit eines textes: da es »in der kunst, auch in der poesie, schlechthin nichts nur äußerliches« gibt (albrecht schöne), wirkt die typographie bei der rezeption immer mit. auch das liegt auf der hand, ist aber noch weniger trivial, zumal diese ebenen einander ständig in die quere kommen: opfern wir nicht jederzeit und mit vergnügen physiologischen lesekomfort, wenn dadurch eine höhere erkennbarkeit des textes erkauft werden kann, und das auch noch zum vergnügen des lesers, und mit seiner zustimmung (wenn er auf diese ebene unserer arbeit fokussiert -- und ob er das sollte, oder ob wird das verhindern können, auch diese frage ist nicht trivial)?

 

luc(as) de groot,
ein holländer in berlin, hat für und mit zahlreichen international tätigen firmen zusammengearbeitet und publiziert. er entwarf fonts für wesentliche zeitungen wie foha de s.paulo, le monde, metro und der spiegel und für internatiionale firmen wie sun microsystems, bell south, heineken, siemens und miele. für microsoft gestaltete er zwei schriftfamilien, die monospaced consolas (als neue alternative zur courier) und calibri, den default-font in ms word. de groot gründete seine eigene schriftenfirma lucasfonts, im jahr 2000.

abstract
folgt noch


 

jost hochuli

schulen in st.gallen. ausbildung zum gebrauchsgrafiker, danach schriftsetzerlehre. seit1959 eigenes atelier für gebrauchsgrafik (vor allem industriegrafik) und buchgestaltung in st.gallen. von 1967 bis 1980 an der schule für gestaltung, zürich, von 1980 bis 1996 an der schule für gestaltung, st.gallen, nebenamtlich als lehrer für schriftschreiben, schriftzeichnen und typografie. mitgründer und von 1979 bis 2004 präsident der genossenschaft vgs st.gallen, für die er fast alle bücher gestaltet hat und weiterhin gestaltet.
einige publikationen, einige workshops und ausstellungen im in- und ausland, einige preise.

abstract
die arbeitsbibliothek von jan tschichold in der vadiana st.gallen
während sich die erben jan tschicholds schon seit längerem von den wertvollen autografen, bibliophilen werken und dem arbeitsarchiv getrennt haben, blieb die arbeitsbibliothek in berzona. im oktober 2010 gelangte sie – als grosszügiges geschenk – an die kantonsbibliothek vadiana st.gallen.
die tschicholdsche arbeitsbibliothek umfasst etwa 2500 einheiten – bücher, broschuren, zudem konvolute mit teilweise dutzenden von wertvollsten einlagen (z.b. aufsätze bekannter typografen, die in keiner bibliografie verzeichnet sind). interessant sind auch einige seltene zeitschriften, die z.t. vollständig vorliegen.
eine besondere bedeutung erhalten die bücher und broschuren, weil die meisten »getrüffelt« sind: rezensionen sind eingelegt, briefe von autorinnen und autoren, verlegerinnen und verlegern, antwortbriefe tschicholds, oft mit träfen, sogar sarkastischen kritiken. ebenso interessant sind seine randnotizen, auch sie nur selten zustimmend…



kevin larson
erhielt seinen phd in kognitiver psychologie im jahr 2000 an der austin universität in texas. seine akademischen forschungen konzentrierten sich dabei auf die worterkennung und texterfassung. besonders das verstehen der einflüsse von typographie auf das leseerlebnis sowie deren umlegung auf bildschirmpräsentationen haben ihn dabei begeistert und fasziniert. darüberhinaus ist kevin larson mitglied im »microsoft‘s advanced reading technologies team«.

abstract
die erste theorie zur worterkennung bestand darin, dass die umrisslinie eines wortes erkannt wird. der jetzige stand der dinge ist allerdings, dass wir alle buchstabenformen dazu benützen und nicht nur ihre gemeinsame umrissform. in seinem vortrag wird kevin über die letzen forschungen zum erleichtern des lesen an und von bildschirmen berichten. sind serifschriften geeigneter als sansserifs? verursacht grauer text auf grauem hintergrund ermüden der augen? und können ugmetsllete wrtöer genauso leicht gelesen werden wie richtig geschriebene?



georg seifert
arbeitet als freischaffender schriftgestalter und programmierer in berlin. er hat an der bauhaus-universität studiert.
ein wichtiges merkmal seiner schriften sind die sehr lebendigen kursiven, die sich, anders als bei den meisten sans serif schriften sehr stark von den aufrechten unterscheiden. dies sieht man auch sehr gut bei der für fontshop deutschland erstellten schrift azuro.
2006 begann er an dem schriftgestaltungs-programm glyphs zu arbeiten.

abstract
folgt noch




marcus sterz,
geboren 1971 in wien, 1992–95 ausbildung graphik design, »die graphische«, abschluss meisterklasse; 1995–99 graphiker, später art director bei studio alessandri design und perndl+co; 1999 selbstständigkeit; 2002 gründung drahtzieher (graphikstudio); 2008 gründung facetype (schriftenfoundry), beginn der vermarkung eigener schriften.

rainer scheichelbauer,
geboren 1977 in wien, studiert philosophie und nederlandistik an der universität wien. er unterstützt andere schriftgestalter technisch, unterrichtet typografie und schriftgestaltung an der graphischen, gibt fontlab-workshops für die tga und arbeitet gemeinsam mit viktor solt-bittner an seiner ersten eigenen kommerziellen schriftfamilie. für die tga hat er gerard ungers »terwijl je leest« (deutsch: »wie man’s liest«) übersetzt, eine gerrit-noordzij-übersetzung ist im werden.

abstract scheichelbauer/sterz
die ehrwürdige universität princeton hat laut einer studie bahnbrechende entdeckungen auf dem gebiet der lesbarkeit von texten gemacht.
aber was haben george bush, captain picard und aliens damit zu tun?

 

martin tiefenthaler,
geboren 1956, studium und diplom malerei an der akademie der bildenen künste, wien; arbeitete als illustrator und als grafiker seit 1985, 2000 mitbegründer der tga (typographische gesellschaft austria); seit 1998 unterrichtender an der ›die graphische‹ in wien für typographie und semiotik; leitet das atelier id iid iiidesign; musiziert seit 1974 in den gruppen (chronologisch geordnet) ›free puls‹, ›freier puls‹, ›ehe‹, ›lauter männer‹, ›earfuck‹, ›laut vereinbarung‹ und ›tiefe töne‹ (sopran- und baritonsaxophon, gitarre und stimme). arbeitet zur zeit an seiner dissertation über den einfluss der wahlmöglichkeit wörter groß- oder kleinschreiben zu können auf das europäische denken.

abstract
verschiedene und auch eigene versuchsstudien zeigen, dass die verwendung von schrift und die gestaltung mit schrift einen deutlichen einfluss auf die rezeption des niedergeschriebenen inhalts hat. die schrift vermittelt den inhalt also nicht nur, sondern moduliert, verändert, färbt ihn. das geschieht mit einer solchen vehemenz, dass alle, die beschlossen haben, bei der kommunikation ihrer inhalte keinen besonderen wert auf einfühlsame gestaltung zu legen, zumindest kurz innehalten sollten.



dirk wendt,
mai 1960 - 1967 wissenschaftlicher assistent am psychologischen institut der universität hamburg
1967 - 1968 visiting scientist am institute of science and technology und department of psychology der university of michigan, ann arbor, michigan, usa (bei prof. dr. ward edwards)
1969 - 1970 wissenschaftlicher rat am psychologischen institut der universität hamburg
1971 - 1973 abteilungsdirektor und professor (h3) am psychologischen institut der universität hamburg
april 1971 -april 1972 geschäftsführender direktor des psychologischen instituts der universität hamburg
april 1972 -sept. 1972 von der universität hamburg beurlaubt zur wahrnehmung einer lehrstuhlvertretung (h4) am institut für psychologie der christian-albrechts-universität kiel
okt. 1972 -sept. 1973 von der universität hamburg beurlaubt zur wahrnehmung einer stelle als visiting research scholar am engineering psychology laboratory des highway safety research institute der university of michigan, ann arbor, michigan, usa (bei prof. dr. ward edwards)
okt. 1973 -april 1974 lehrstuhlvertretung (h4) am institut für psychologie der christian-albrechts-universität kiel
april 1974 märz 2000: professur (c4) für psychologie am institut für psychologie der christian-albrechts-universität kiel, während dieser zeit wiederholt (im turnus mit den kollegen wechselnd) geschäftsführender direktor diesen instituts, seit juli 1989 vorsitzender des prüfungsausschusses für die diplomprüfung für studierende der psychologie.
ende märz 2000 emeritierung
zeitweilig vertretene prüfungsfächer: allgemeine psychologie, ausdruckspsychologie (als es das noch gab in der prüfungsordnung) entwicklungspsychologie und methodenlehre im grundstudium (vordiplom), theoretische klausur (methodenlehre) im hauptstudium.

abstract
psychologische lesbarkeitsforschung
1. teil: zu den neurophysiologische grundlagen des lesens, von der reizaufnahme auf der netzhaut des auges bis zum sinnverständnis und deren bedeutung für die typografische gestaltung von drucksachen
2. teil: methoden-probleme der lesbarkeitsforschung: definition von lesbarkeit, operationalisierung als lesegeschwindigkeit bei fließtext, konzeption und eichung von lesegeschwindigkeitstests, streuung der leistungen und deren konsequenz für die wahl der stichprobengröße.

 

maryanne wolf
dissertierte an der harvard university, department of human development and psychology zum thema »language, reading and the brain: development and disorders«, absolvierte auch an der northwestern university den master of arts in englischer literatur, seit 2006 lehrt sie an der tufts university und ist direktorin des center for reading and language, professorin am eliot-pearson department of child development, research scientist an der harvard medical school, department of psychiatry, mclean hospital; spezialisiert u.a. auf aphasie und sprachstörungen, spracherwerb; ausgezeichnet 2009 mit dem alice garside award für ihren beitrag zur legasthenie-forschung, 2008 mit dem margot marek award für das beste buch zum thema lesen; autorin von »proust and the squid: the story and science of the reading brain« (deutsch: »das lesende gehirn«, erschienen bei spektrum, springer verlag); »dyslexia, fluency, and the brain« 2001; zusammen mit mcquillan/radwin als herausgeberin »thought and language/language and reading« cambridge, harvard educational review.

abstract
das menschliche gehirn wurde nicht zum lesen geschaffen. in ihrem vortrag beschreibt maryanne wolf wie das gehirn lesen lernte und wie dieser vorgang ein neues verschaltungssystem im gehirn unserer spezies schuf, indem mehrere wahrnehmungs-, sprach- und kognitionsareale miteinander verbunden werden mussten. weiters wird dargelegt wie unterschiedlich die verschaltungssysteme für verschiedene schreibsysteme (wie z.b. deutsch, chinesisch oder japanisch), für unterschiedliche lebensalter und wissensstände der lesenden und weiters für verschiedene defizite der lesefähigkeiten angelegt sind. sie bietet auch einen überblick über die entwicklung der lesefähigkeit und wie sie sich im laufe eines lebens verändert. schließlich werden die möglichen veränderungen, die unseren historischen übergang von einer lese- zu einer digital orientierten kultur bringen könnten, aufgezeigt.