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buchgespräch
clemens theobert schedler
„buch haltungen”


vortrag im rahmen der buchgespräche während der ausstellung „die schönsten bücher österreichs, deutschlands, der schweiz und der niederlande 2005” in der hauptbücherei der stadt wien

datum_dienstag, 13. dezember 2005 zeit_17:30 uhr
ort_hauptbücherei wien

verdichtung!
für mich ist das buch eines der relevantesten artefakte der menschheit. es ist die verdichtung von erfahrungs- und wissensräumen in ein kraftvolles verteilungs- und überlieferungs- format bei einer nach wie vor gültigen maximierung der praktikabilität: solange die sonne scheint und meine augen sehen, kann ich ein buch lesen, sogar schreiben. ich brauche dazu kein kabel und keinen strom, ich brauche keinen empfang, kein speichermedien-update, ich nehme es einfach mit an den strand, ins schlafzimmer, in die berge, an ein schattiges plätzchen, stecke es in die tasche oder stelle es ins regal, jahrelang. ein gutes buch bleibt ein gutes buch – das gilt für inhalt wie für formgestalt- und fertigungsqualität. das einzige, was büchern wirklich nicht bekommt, sind wasser und feuer. ich finde, das lässt sich regeln.



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buchgespräch
clemens theobert schedler
„buch haltungen”



beziehungsgeschichte:
bei mir hat sich ein persönlicher tick im zusammenhang mit dem „lesen und schau’n” entwickelt: bevor ich damit beginne, mit dem lesen und schau’n, werfe ich einen blick auf meinen energetischen kontostand – plus, minus oder null. danach stelle ich fest, dass bei den meisten zeitschriften und so herumliegenden heftchen in wartezimmern, sogar bei den „seriösen” nachrichtenmagazinen teile meiner energie auf der lesestrecke bleiben. bei büchern ist das viel seltener der fall – zumindest bei denen, die mich interessieren, die ich lese, wirklich lese, wort für zeile für seite, von vorne nach hinten.

selbst wenn ich mich zerstreuen will, mich entspannen oder nur nach unterhaltung suche, einen „reißerischen roman” durchquere, selbst dann machen bücher etwas anderes mit mir als zeitschriften oder erst recht das fernsehen. lesen macht mich zufrieden, erfüllt mich, verbindet mich mit mir selbst und mit der welt.



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clemens theobert schedler
„buch haltungen”



vollkommenheit?
wie bücher gestaltet sind, visuell, typografisch, haptisch, ist sekundär, wenn nicht überhaupt tertiär! der inhalt hat absoluten vorrang. die für mich persönlich wichtigsten bücher sind eher mittelmäßig gestaltet, zumindest am umschlag. glücklicherweise werden für satz und umbruch zumeist keine „extra-gestalter” angeheuert, das bleibt den setzern der großen verlage und den buchherstellern vorbehalten. und für normal passen dabei schriftauswahl und lesbarkeit ganz gut.

über-drüber-design ist eine plage, ganz besonders bei büchern. natürlich ist ein gutes buch noch besser, wenn es auch visuell überzeugend inszeniert ist: dem thema angemessen, dem inhalt dienend. ein übertriebenes gestalterisches engagement schwächt ein buch genauso wie darin stümperhafte nachlässigkeit. auch beim buch ist die balance die große kunst der „vollkommenheit”: ihr schwerpunkt liegt beim autor, ihr mittelpunkt bei allen (!) anderen am gesamten entstehungs- und herstellungsprozess beteiligten.