doppelvortrag!_in kooperation mit designaustria

gerda breuer
„frauen und grafikdesign”

susanne dechant
„stichprobe typografin”


datum_mittwoch, 12. juni 2013
zeit_19:00 uhr
ort_designforum | mq


gerda breuer
„frauen und grafikdesign”


im vortrag soll der versuch unternommen werden zu erklären, warum grafik­designerinnen in der designgeschichte so wenig beachtung gefunden haben – trotz großen erfolges im beruf. und warum sind so viele von ihnen ›vergessen‹. auch heute noch sind frauen in interessensverbänden und in der öffentlichkeit weniger sichtbar als ihre männlichen geschlechtsgenossen. warum sprechen immer noch so wenige frauen auf konferenzen? welche auswirkungen hat die gender-debatte auf den heutigen arbeitsalltag? wie ändern sich die arbeitsbedingungen unter neoliberalistischen bedingungen?

prof. dr. phil. gerda breuer studierte kunstgeschichte, philosophie und soziologie in aachen, ann arbor (michigan, usa) und amsterdam. 1974 – 76 und 1978 forschungsaufenthalt in den usa. magistra artium in soziologie. promotion in kunstgeschichte. internationale museums- und ausstellungstätigkeit. seit 1995 profes­sorin für kunst- und designgeschichte an der bergischen universität wuppertal. vorsitzende des instituts für angewandte kunst- und bildwissenschaften. leiterin der dortigen designsammlung. seit 2005 vorsitzende des wissenschaft­lichen bei­rates der stiftung bauhaus dessau. veröffentlichungen zur kunst-, foto­grafie- und designgeschichte des 19. und 20. jahrhunderts. zuletzt: women in graphic design/frauen und grafik-design. jovis verlag, berlin, 2012.


susanne dechant
„stichprobe typografin”


störrische stereotype halten sich gerne in unserer branche, weshalb das verhältnis der aktiv tätigen schriftgestalterinnen so unausgewogen ist. ›wo sind die frauen in der kommerziellen typografie‹, fragen sich männer untereinander in einschlä­gigen blogs und geben sich gleich selbst die antworten: von den wenigen, die es zu einer namentlichen wahrnehmung in der community schaffen, beschäftigt sich der größte teil mit kalligraphie und/oder unseriösen entwürfen. und wenn die kolleginnen es doch in die schriftindustrie schaffen, dann geschieht die beschäf­tigung mit der echten typografie ausgesprochen ungern, weil diese über die maßen geduld, anstrengung und mühseliges durchhaltevermögen benötigt. alles eigenschaften, die im zusammenhang mit schrift, neuerdings männlich konnotiert sind. das über allem abschreckende kriterium jedoch wäre das für frauen so schwer nachvollziehbare technische verständnis (alle zitate 2010).

der vortrag will zeigen, wie viele frauen in der typografie tätig sind, und warum das nicht wahrgenommen wird. weiters soll die proportionale verteilung von gender und industrie überprüft werden. es lässt sich leicht belegen, daß die oben erwähnten vorurteile unrichtig sind. weibliches engagement und unverzichtbare leistung in der schriftgestaltung sind nachweisbar, sogar mit exakt konträr verlaufenden ergebnissen: die meisten technischen bedürfnisse der typebranche wurden und werden von frauen erfüllt.

susanne dechant
gründete 1990 ihr büro ›dechant grafische arbeiten‹ mit schwerpunkt buchgestaltung, editorial und corporate design für kunden vorwie­gend aus kunst und kultur sowie verlage im in- und ausland, ausgezeichnet mit dem i.d.-preis in new york und dem joseph binder award. sie war über 12 jahre in der lehre tätig (u.a. wiener universität für bildende künste; neuen lehrplan für den fachbereich visuelle kommunikation der werbeakademie wien). dechant ist akademische referentin für feministische bildung und politik, vertreterin östereichs in der atypi und war vorstandsmitglied von design austria.