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buchgespräch
walter pamminger
„jenseits von schönheit”


vortrag im rahmen der buchgespräche während der ausstellung „die schönsten bücher österreichs, deutschlands, der schweiz und der niederlande 2005” in der hauptbücherei der stadt wien

datum_dienstag, 10. jänner 2006 zeit_17:30 uhr
ort_hauptbücherei wien

bevor ich mich zur ausstellung äußere, möchte ich kurz meine position umreißen: wie alle mediendesigner bestimmen buchgestalter durch das formatieren des datenmaterials das jeweilige weltbild, das vermittelt wird, in massiver weise mit. gestalter sind weltbild-produzenten, ob sie es wollen oder nicht – auch jene, die das material in das übliche schema pressen. diese bestätigen dann halt lediglich „dienend” die imperative gängiger auffassungen. das primäre an der gestaltung liegt in der form der wirklichkeitskonstruktion und steuerung der rezeption. damit ist also von den gestaltern vor allem reflexion und intelligenz gefordert und nicht bloß intuitiver schönheitssinn.



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buchgespräch
walter pamminger
„jenseits von schönheit”


daher ist die formulierung „schönste bücher” für solche wettbewerbe problematisch, da die angedeuteten kognitiven aspekte zeitgenössischer mediengestaltung völlig unter den tisch fallen und „geist” in absolut ungerechtfertiger weise allein den autoren und herausgebern zugeordnet wird.

die ausstellung ausgezeichneter bücher, die vier ländern einander gegenüberstellt, provoziert naturgemäß vergleiche. insgesamt betrachtet, sind die schweiz und die niederlande klar führend. diese arbeiten sind grundsätzlich variantenreich in der typographie, gestalterisch raffiniert, man scheut bisweilen nicht den gewieften einsatz eines doppelbödigen oder gar banalen vokabulars und intelligente regelverletzungen

hier verstärken sich gewisse trends, die ich schon seit einigen jahren beobachte:das verschwinden der konventionellen buch-typologien. es gibt keine verbindlichen regelsysteme mehr, wie gestalterische probleme zu lösen sind.

bei den strategien der bildverarbeitung zeigt sich ein phänomen, das ich „medialen realismus” nennen will: die mediale verfasstheit der dokumente wird – wo nur möglich – zum ausdruck gebracht.



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buchgespräch
walter pamminger
„jenseits von schönheit”


man sucht also einen naiven realismus zu vermeiden, der uns suggerieren will, dass die abbilder einen unverstellten fenster-blick auf die wirklichkeit liefern. da steht auch die kunst auf dem spiel, die ja unantastbar, autonom im „white cube” des buches präsentiert werden will. designer und künstler arbeiten nunmehr gleichwertig an einer werkpräsentation, die dem als metamedium begriffenen buch untergeordnet wird.  

auffällig ist auch ein anspielungsreicher, bisweilen parodistischer einsatz von schriften, die in allen höhenlagen von banal bis klassisch – oft nebeneinander – eingesetzt werden. manchmal führt dies zu einer eine erhöhung der „lautstärke” der lettern. das buch wird nicht mehr nur als intim und kontemplativ aufgefasst und man versucht es diesbezüglich seinen medialen konkurrenten gleichzustellen.

diese entwicklungen veranschaulichen die paradoxe aufgabenstellung für den zeitgenössischen gestalter: einerseits gilt es, sich auf die speziellen eigenheiten des mediums buch rückzubesinnen, anderseits soll es an die neuen bedürfnisse und mentalitäten adaptiert werden.